Beamte – ob in Deutschland, Österreich oder in sonst irgendeinem Land – sind oft ein ganz eigener Schlag von Menschen. Man kann ihnen vieles nachsagen, Vorurteile und Witzchen gibt es genügend. Dass sie allerdings hunderte, ja tausende von Menschen begeistern und wesentlich zur allgemeinen Abend- und Freizeitgestaltung beitragen, das kann man wahrhaftig nicht von jedem behaupten. Gerade von einem Finanzbeamten würde man das nicht vermuten. Und doch …
Zwischen Zahlen und Zauber: Die „Stunde der Täuschung“.
… sind stille Wasser oft tiefer als gedacht. Denn Herr Doktor Johann Nepomuk Hofzinser, Finanzbeamter mit Leib und Seele, war der Kartenkünstler schlechthin des 19. Jahrhunderts. Den Doktortitel hat sich Herr Hofzinser direkt selbst verliehen, als eine Art Kunstnamen, welchen er auf Reisen gerne nutzte. Den Titel „Vater der Kartenmagie“ jedoch hat er sich zu Recht verdient. Obwohl er bis zu seiner Pensionierung als Beamter tätig war, beschäftigte er sich – sozusagen nebenbei – sehr intensiv mit der Zauberbei. Zusammen mit seiner Ehefrau eröffnete er den „Salon Hofzinser“ und führte dort in seiner „Stunde der Täuschung“ verschiedene „Kunstproduktionen“ vor. Neben kleineren Kunststücken waren es vor allem seine Kartentricks, ausgeführt mit einer einzigartigen Fingerfertigkeit und geradezu beängstigender Perfektion, welche die Zuschauer begeisterten. Nicht ohne Grund gilt er als der Begründer der modernen Kartenmagie.
Der Liebling der feinen Gesellschaft.
Der Wiener Zauberkünstler war der geborene Salonmagier. Stimmung, Atmosphäre und das Wesen des Künstlers verschmolzen zu einem anziehenden Ganzen. Bald war Johann Nepomuk Hofzinser der Liebling der feinen Wiener Gesellschaft. Keine Vorführung, die nicht ausverkauft war, keine Monate, in denen nicht noch zusätzliche Vorstellungen eingeschoben werden mussten. Die edlen Damen und Herren waren bereit jeden Preis zu zahlen, um an den Künsten des Herrn „Doktor“ Hofzinser teilhaben zu dürfen. Er war kein Marktschreier, der seine Tricks plump an die Zuschauer brachte, vielmehr verführte er sein Publikum mit Magie, Poesie und Psychologie. Geschichten umwoben seine Vorführungen, die intime Atmosphäre des Salons intensivierte die Erfahrung für die illustre Gesellschaft.
Das jähe Ende eines „Allround-Doktors“.
Der Zauberkünstler verstand sich nicht nur in der exzellenten Täuschung des Publikums, sondern machte sich auch als Theaterkritiker und Literat einen Namen. Kritiken, literarische Geschichten, Gedichte,Worträtsel – Hofzinsers Repertoire war unerschöpfich. Viel zu plötzlich und unerwartet kam daher sein Tod für seine Anhänger und Bewunderer. Er hätte die Welt noch mit einigen seiner Talenten verzaubert, doch eine kurze, schwere Krankheit ließ Hofzinser im Alter von nur 69 Jahren versterben. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt, sein Grab wurde 1916 von der Stadt Wien zum „ehrenhalber gewidmeten Grab“ ernannt.
Dieses Ehrengrab existiert noch heute. Ebenfalls noch heute existent ist der 1933 von dem Zauberkünstler Robert Farchmin ins Leben gerufene Johann Nepomuk Hofzinser-Gedächtnisring, eine Auszeichnung für Zauberkünstler, welche sich auf ihrem Gebiet in besonderer Weise verdient gemacht haben. Im August 2013 wurde dieser Ring zum ersten Mal an eine weibliche Zauberkünstlerin verliehen.
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